Stadtgeschichte
Schon 2000 Jahre vor Christus war Coesfeld bewohnt. Dies dokumentieren eindrucksvoll mehrere Siedlungsplätze auf dem heutigen Stadtgebiet und in Lette. 809 predigte Bistumsgründer Luidger am Vorabend seines Todes noch in Coesfeld. Demnach gehörte die kleine Ansammlung von Gebäuden zu den ersten christlich geprägten Siedlungen im gerade entstehenden Bistum Münster. Überregionale Bedeutung erlangte die Siedlung durch umfangreiche Schenkungen im 11. Jahrhundert.
Stadtrechte
Endlich – 1197 – erlangte das Kirchdorf wiederum als eines der ersten im Fürstbistum Münster die Stadtrechte. Dem Bischof war als Landesherrn daran gelegen, die günstigen Verkehrsanbindungen in die heutige Niederlande hinein, Richtung Nordsee, aber auch Richtung Süden, zu nutzen. In der Folgezeit zählten die Kaufleute aus Coesfeld zu den westfälischen Händlern, die in den Kontoren von Novgorod und London ihre Waren stapeln durften. Textile und landwirtschaftliche Produkte zählten zu den Haupthandelsgütern.
Die Verleihung städtischer Rechte bestätigte aber auch die besondere rechtliche Position Coesfelds im Verhältnis zum Umland. So wurden alle hansischen Organisations- und Finanzfragen, die die Städte Haltern, Borken, Vreden, Bocholt und Dülmen betrafen, dem Rat der Stadt Coesfeld zur Abwicklung vorgelegt. Das Recht auf Asyl konnten so genannte „Totschläger“ für sich nur in Coesfeld in Anspruch nehmen, bis ihrer Revision stattgegeben wurde – oder auch nicht. Das Marktkreuz ist beredtes Zeichen für die mittelalterliche Rechtsanschauung. Dort trafen sich die Ratsherrn zu Beginn ihrer Amtszeit und leisteten ihren Amtseid.
Zu den städtischen Rechten gehörte auch, dass die Bürger ihre Stadt befestigen durften. Mauer und ein doppelter Graben gewährleisteten bis zum 17. Jahrhundert Sicherheit vor allen unerwünschten Machthabern. Und wenn dann doch die Kanonen dröhnten, verließen sich die Coesfelder Stadtväter eher auf ihr Verhandlungsgeschick. Mehrfach geriet die Stadt an der Berkel im Dreißigjährigen Krieg und den vorhergehenden Wirren in unterschiedliche Hände: Spanier, kaiserliche und letztlich hessische Truppen errichteten hier ihr Lager. Immer wieder wurde Coesfeld nach den neuesten Erkenntnissen – und auf Kosten der Bürger – neu befestigt.
Bischof Christoph Bernhard von Galen baute sich eine riesige eigene Festung mit Residenz, nachdem er sich mit den Münsteranern auf das Heftigste zerstritten hatte. Erst im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) wurden die Befestigungsanlagen auf französische Weisung gesprengt. Heute erinnern die Promenade und das Baugebiet Citadelle an diese mächtigen Anlagen.
Walkenbrückentor und Pulverturm
Das Coesfelder Wahrzeichen, das Walkenbrückentor, und auch der Pulverturm sind als Zeugen dieser Zeit im heutigen Stadtbild präsent. Erst im 19. Jahrhundert erholte sich die Stadt von den wirtschaftlichen Problemen der vorhergehenden zwei Jahrhunderte.
1816 konnte sie als Kreisstadt ihre zentrale Funktion im westlichen Münsterland wieder übernehmen. Handel, aber auch die ersten Industriebetriebe, sorgten für ein stetiges Wachstum. Die katholischen Westfalen arrangierten sich mit den protestantischen Preußen, ohne jedoch ihr Brauchtum aufzugeben.
Schon seit dem Mittelalter zogen Tausende von fern und nah mit dem als wundertätig verehrten Gabelkreuz um die Stadt. Es ist das älteste Kreuz seiner Art in Westfalen und befindet sich wie schon im Mittelalter in der St. Lambertikirche am Markt.
Zweiter Weltkrieg
Jeder, der heute Coesfeld besucht, hat Schwierigkeiten sich vorzustellen, dass an die 80% der Bausubstanz erst nach 1945 neu oder wieder erstellt worden ist. Denn kurz vor Kriegsende machten alliierte Truppen die Stadt dem Erdboden gleich. Die Jahre zwischen 1933 und 1945 hatten noch andere schreckliche und bleibende Veränderungen zur Folge. Die kleine jüdische Gemeinde, deren barocke Synagoge als einzige in Westfalen unzerstört die Pogrome überstand, existierte nicht mehr. Ihre Mitglieder waren geflohen oder in die Vernichtungslager abtransportiert worden. Ein Stein auf dem jüdischen Friedhof an der Osterwicker Straße erinnert an die jahrhundertealte jüdische Tradition in Coesfeld.
Nachkriegszeit
Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg stärkte die Wirtschaftskraft. Auch die strukturellen Probleme in der Textilindustrie konnten gemeistert werden. Heute ist eine gesunde Mischung aller Branchen ein Garant für den weiteren Wachstumsweg der Stadt. 1969 wurde das selbstständige Amt Coesfeld eingemeindet; 1975 erhielten die Coesfelder im Rahmen der kommunalen Neugliederung Lette als charmante Schwester mit Dorfcharakter hinzu.
- 809: Erste urkundliche Erwähnung der Siedlung "Coasfelt"
- 1197: Verleihung der Stadtrechte durch Bischof Hermann II von Münster
- vor 1200: Bau der Jakobikirche
- um 1200: Beginn der Befestigung der Stadt durch Wälle und Gräben
- 1246: Mitglied des zwischen den Städten Münster, Minden und Osnabrück gegründeten Städtebundes
- 1250: Erneuerung der Lambertikirche
- ab 1300: Mitglied der Hanse
- vor 1339: Bau des Walkenbrückentores
- 1578-1763: Prägung städteeigener Kupfermünzen
- ab 1600: Bau eines doppelten Mauerrings mit Türmen, Umflut, Wall
- 1627: Eröffnung des ersten Gymnasiums durch den Jesuitenorden
- 1654-1678: Residenz des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen
- 1667-1678: Errichtung neuer Festungswerke mit Ludgerusburg
- 1673-1694: Bau der Jesuitenkirche (heute evangelische Kirche)
- 1803: Residenz des Wild- und Rheingrafen
- 1810-1813: Unter Napoleon I . zum französischen Kaiserreich
- 1815: zum Königreich Preußen; Coesfeld wird Kreisstadt
- 1945: durch Luftangriffe zu 80% zerstört
- 1969: Eingliederung der Gemeinde Coesfeld-Kirchspiel in die Stadt
- 1975: Eingliederung der Gemeinde Lette in die Stadt Coesfeld
- 1997: 800 Jahrfeier
Was bedeutet der Stadtname "Coesfeld"?!
Die Lebensbeschreibung des ersten Bischofs von Münster, Liudger, die sein Neffe Altfrid um 840 schrieb, berichtet, dass der Bischof am Abend vor seinem Tod auf dem Weg nach Billerbeck letztmals in einem Ort namens Coasfeld predigte. Dieser Ort ist mit dem heutigen Coesfeld identisch.
Der Ortsname leitet sich von dem altsächsischen *Ko-isa-feld ab. Als Deutung wird ‚Feld an einem Kuhbach’ angesetzt.
Lit.: Paul Derks, Der Ortsname Coesfeld, in N. Damberg (Hrsg.), Coesfeld 1197 – 1997. Beiträge zu 800 Jahren städtischer Geschichte, Band 2, Münster 1999, S. 1517
Wappen
Das Wappen der Stadt Coesfeld ist in Gold ein roter herschauender Kuhkopf mit goldenem Halfter. Das Wappen ist seit ca. 1500 überliefert. Am 14. Juni 1939 legte der Oberpräsident das Wappen amtlich fest.
Der Kuhkopf steht vermeintlich redend für den Ortsnamen. Das altsächsische Wort ‚ko’ bedeutet Kuh. Das Bild kommt bereits seit 1292 auf Sekretsiegeln vor. 1578 erscheint es erstmals auch auf den städtischen kupfernen Scheidemünzen. Die Wappenfarben Rot und Gold gelten als altüberliefert und sind wohl eine Anleihe aus dem Wappen der Fürstbischöfe von Münster, die zeitweise auch in Coesfeld residierten.
Siegel
Das heutige Siegel zeigt das Wappen und in einer Umschrift: Stadt Coesfeld (Westf.) Bei besonderen Anlässen darf gem. der Hauptsatzung zusätzlich auch das älteste Hauptsiegel verwandt werden. Es zeigt den hl. Lambertus, Patron der örtlichen Pfarrkirche, mit Krummstab in der rechten Hand segnend die linke Hand gehoben. Er steht vor einem Giebel mit zwei schlanken romanischen Türmen, die ein Kuppeldach krönt. Die Umschrift lautet + Sanctus Lambertus de Cuesfelde. Das Hauptsiegel ist vermutlich kurz nach der Stadtwerdung 1197 entstanden.
Sekretsiegel sind aus dem Mittelalter mehrere überliefert: Alle weisen im Siegelbild den Kuhkopf auf. Die Umschriften unterscheiden sich jedoch im Text erheblich. So weist sie einmal die Bürgerschaft (burgenses) als Träger aus, zum anderen wird nur auf die Funktion als secretum verwiesen.
Banner
Das Banner der Stadt Coesfeld ist unter einem gelben Bannerhaupt, in dem sich das Stadtwappen befindet, in rot und gelb längs gestreift. Außerdem wird heute noch eine zweite Form geführt. Unter dem Wappen befindet sich im Bannerhaupt die in schwarzer Frakturschrift gehaltene Beschriftung Stadt Coesfeld (Westf.). Seit wann das Banner geführt wird, ist unbekannt.
Lit.: Peter Veddeler, Wappen, Siegel, Flaggen. Die kommunalen Hoheitszeichen des Landschaftsverbandes, der Kreise, Städte und Gemeinden in Westfalen, Münster 2003, S. 111/112
Schon 1246 gehörte Coesfeld dem Ladbergener Bund an, der erste aller mittelalterlichen Städtebünde in der Region. Ebenso zählte Coesfeld zum Rheinischen Landfriedensbund, jener ersten großen überregionalen Friedensinitiative, die von Städten getragen wurde. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts kamen bilaterale Verträge mit Vreden, Oldenzaal und Deventer zustande. Coesfeld band sich ein in die wirtschaftlichen Haupthandelswege seiner Zeit. Über Dülmen, Lüdinghausen, Lünen erhielten Coesfelder Kaufleute Anschluss an Dortmund und damit an die Hellweg-Achse, über Borken erschlossen sich die rührigen Händler den Niederrhein und Köln. Bekannt sind Verbindungen nach Bremen als Ausgangspunkt für die Bergenfahrer und über Rheine Richtung Emden als mittelbarer Seezugang.
Der einzelne, ins Ausland Handel treibende und dort hansische Vorteile genießende Coesfelder Kaufmann ist für den gesamten Zeitraum hansischer Geschichte von ca. 1200 - 1600 belegbar. Coesfelds Kauffahrer handelten mit Flachs und Tuch, Molkereiprodukten, Ochsen und Schweinen, dem noch heute überaus beliebten Baumberger Sandstein und vermutlich auch mit Kunstgegenständen aus den ansässigen Goldschmieden.
So wird dem Englischen Rat 1560 mitgeteilt, dass Coesfeld die Berechtigung als Hansestadt besitzt. Ebenso fand die Stadt Eingang in das Statutenbuch des Kontors in Antwerpen. Coesfelder Kaufmänner treffen wir in Bergen und beim Fall der Stadt Nowgorod.
Die Stadt an der Berkel führte innerhalb des hansischen Organisationsgefüges das westliche Münsterland an. Im Quartier up dem Braem, das die Städte Vreden, Borken, Bocholt, Dülmen und Haltern vereinte, hatte Coesfeld im 16. Jahrhundert einen Vorortcharakter inne, da es die wirtschaftlich führende Stadt in diesem Raum war. Coesfeld fungierte als Vermittler für Meinungsbildung, Information und Abrechnung. Von Coesfeld ausgehend wurden die anderen Städte und deren Stadträte über hansische Fragen unterrichtet, Zahlungen angemahnt und eingezogen und das Ergebnis jeweils zumeist nach Münster weitergeleitet.
Mehr zu diesem Thema unter: http://www.westfaelischer-hansebund.de